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Thema Schiedsrichterschwund: "Die Situation ist schon dramatisch"

Details

Seit September ist Eberhard Hoth Vorsitzender des KFV. Seine vorherige Position als Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses bekleidet nun Marco Metschulat. Beide sind Schiedsrichter und am Wochenende im Dauereinsatz. Ein ganz großes Thema ist der Schiedsrichterschwund. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des Kreisfußballverbandes Mecklenburgische Seenplatte über die aktuelle Lage und über die Zukunft.

Hallo Herr Hoth, Guckt man sich die Spiele ihres Verbandes an, sind Sie am Wochenende meist drei, manchmal sogar vier Tage an der Pfeife zu sehen. Wie machen Sie das?

 

Zum einen, weil es tatsächlich notwendig ist und der Einsatzplan nichts anderes hergibt. Und zum anderen macht es mir natürlich auch Spaß auf dem Platz zu stehen und Spiele zu leiten. Ein wenig fit halten muss man sich dafür natürlich schon, aber das sollten ja auch alle Schiedsrichter und Fußballer machen. Die Notwendigkeit ergibt sich leider aus dem Schiedsrichterschwund in den letzten Jahren und aus dem leider immer noch kurzfristigen Absagen von einigen Schiedsrichtern. Mit dieser Tatsache haben dann unsere Ansetzer und damit auch der Kreisverband große Probleme.

 

Zum Thema Schiedsrichterschwund, wie sehen Sie die Situation?

Die Situation ist schon dramatisch! Jedes Wochenende leisten viele Schiedsrichter außergewöhnliches. Wochenendeinsätze mit drei / vier Spiele sind keine Seltenheit. Ich möchte hier auch die Gelegenheit nutzen, an alle, die den Spielbetrieb mit ihrer Einsatzbereitschaft aufrechterhalten, zu danken und auch den Vereinen mal einen Spiegel vorzuhalten, um auf einer Seite mehr zu tun, um Schiedsrichter zu gewinnen und auf der anderen Seite die Schiedsrichter zu schützen und mehr Akzeptanz zu geben. Immer natürlich mit dem Gedanken, es ist unser Sport und dieser soll Spaß machen. Natürlich machen Schiedsrichter auch Fehler oder es gibt Entscheidungen die diskutiert werden, doch sollte es immer im Rahmen bleiben. Selbst mit VAR gibt es falsche oder diskussionswürdige Entscheidungen. Stellen sie sich vor, der Schiedsrichter würde jeden Fehlpass oder jede „falsche“ Einwechslung bzw. Umstellung kommentieren. Ich weiß nicht wie da die Verantwortlichen reagieren würden.

 

Wie läuft der aktuelle Anwärterlehrgang?

Der momentane Anwärterlehrgang läuft sehr gut. Wir haben dieses Mal 19 Anmeldungen und nach Aussagen von unseren Ausbildern, Sascha Gloße und Hans Ladwig, sind alle mit großem Eifer dabei und sind gewillt die bevorstehenden Aufgaben zu bewältigen um gute SR zu werden. Positiv ist anzumerken, dass es dieses Mal bezogen auf das Alter, eine gesunde Mischung gibt.

 

Was können die Vereine tun, um Schiedsrichter zu gewinnen oder zu mindestens ihren Schiedsrichterbestand zu halten?

Warum nur die Vereine? Ich persönlich gehe da weiter. Angefangen mit den DFB über den NOFV und dem LFV, von diesen Verbänden kommt einfach zu wenig. Die Kreisverbände bilden in der Regel die Anwärter aus. Hier werden die Schiedsrichter ihre ersten Schritte machen und hier dann auch die Zweiten und Dritten, dann gehen sie oftmals in den Förderkader des Kreises. Danach werden sie auf Landesebene hochgestuft und gehen dann ihren Weg. Wenn ein Ausnahmetalent dabei ist, finden wir ihn in der Bundesliga wieder. Aus meiner / unserer Sicht wird die Basis vergessen, hier werden nicht nur die Fußballer ausgebildet, sondern auch die Schiedsrichter. Mehr Unterstützung von „OBEN“ wünsche ich mir. Von der Werbung angefangen, bis hin auch zu Veranstaltungen auf Kreisebene. Was spricht dagegen, dass Bundesligaschiedsrichter die Kreise besuchen und von ihren Tätigkeiten berichten? Ein Marcus Häcker ist hier ein sehr gutes Bespiel. Er ist immer bereit um zu helfen, hat schon mehrfach bei Schiedsrichter-Veranstaltungen teilgenommen. Zurück zu den Vereinen, natürlich können bzw. sollten auch sie uns helfen, diesen Bedarf zu decken. Angefangen mit der Schiedsrichter-Sollerfüllung, über die Betreuung und natürlich auch bei der Spieltagesbetreuung der Schiedsrichter. Immer mit der Prämisse, dass die Unparteiischen ein Teil des Spiels sind. Ohne die funktioniert es letztendlich nicht.

 

Sehen Sie unseren Spielbetrieb auf lange Sicht in Gefahr?

Wir haben in der Hinrunde, die noch nicht beendet ist, tatsächlich schon Spielausfälle auf Grund zu weniger Schiedsrichter. Hier sollten und müssen aber auch die Vereine Einsicht zeigen. Sie können mir glauben, dass ein Spielausfall das allerletzte Mittel ist. Unsere beiden Ansetzer, Marco Metschulat und Tobias Schoknecht, leisten außergewöhnliches um den Spielbetrieb und die Besetzung ALLER Spiele zu gewährleisten. Manchmal gibt es aber keine andere Wahl, ein Spiel ausfallen zu lassen. Wir hegen große Hoffnung auf den Anwärterlehrgang und auch darauf, dass in Hinblick auf unsere Schiedsrichter, die Vereine aufwachen. Sie sollten nichts unversucht lassen, um Schiedsrichter zu gewinnen. Die gemeldeten Schiedsrichter sollte man kontrollieren und auch den Kontakt stets pflegen.