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Förderkader, Nachwuchssorgen, Aufstiegschancen: Schiedsrichter im Gespräch

Details

Schiedsrichter zu sein ist kein leichter Job. Die Männer an der Pfeife gehören zum Fußball dazu und doch werden es scheinbar immer weniger. Dabei bieten Vereine und der Kreisfußballverband tolle Ausbildungsangebote, einzigartige Erlebnisse gibt es an jedem Wochenende obendrein. Wir sprächen mit Daniel Läser.

Hallo Herr Läser, Sie sind im Kreisfußballverband und vor allem als Schiedsrichter oft unterwegs. Viele Stunden nach der Arbeit und viele Wochenenden opfern sie für Fußball, ohne dabei jemals ein Tor zu schießen. Sie sind in der Organisation tätig, also hinter den Kulissen. Eine Seite vom Fußball, die unverzichtbar ist. Wie kamen Sie zu den Aufträgen? Was treibt Sie an?

 

Mit großer Freude übernahm ich bereits im Jahr 2009 mit der Gründung des heutigen Fußballgroßkreises Mecklenburgische Seenplatte e.V. die Funktion als Staffelleiter im Jugendausschuss. Auf dem Verbandstag im Frühjahr 2014 wurde ich von den Delegierten in der Funktion als stellvertretender KFV-Vorsitzender für das ausgeschiedene heutige Ehrenmitglied Jürgen Fistler gewählt. Mit Übernahme der Wahlfunktion haben sich bis heute meine Aufgaben deutlich erweitert, denn ich bin nunmehr in den Bereichen Jugend, Schiedsrichter und Bildung aktiv. In der gesamten Zeit habe ich das Vertrauen des KFV-Vorsitzenden Dr. Peter Kiefer und des gesamten Vorstandes erfahren.

Mich treibt vor allem an, junge Schiedsrichter auszubilden, für diese Ansprechpartner zu sein, meine Erfahrungen als Schiedsrichter einzubringen und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Ebenso ist es für mich wichtig, die Kommunikation mit allen Vereinen und deren Ehrenamtlichen ständig zu pflegen. Gern vermittle ich dabei in Zusammenarbeit mit dem Landesfußballverband neue Entwicklungstendenzen im Fußballsport, wie z.B. Futsal oder DFB-Module im Nachwuchsbereich.

 

Wann haben sie ihr erstes Spiel gepfiffen?

Meine Schiedsrichterprüfung legte ich im Frühjahr 2006 im ehemaligen Müritzkreis ab. Meinen ersten Einsatz als Unparteiischer hatte ich wenige Wochen später in der Kreisliga Herren beim Spiel zwischen SV 51 Vielist und dem Klein Lukower SV. Was ist das besondere am Schiedsrichterwesen? Kann quasi jeder Schiedsrichter werden oder was würden sie meinen, sind elementare Fähigkeiten, die ein junger Schiedsrichter mitbringen muss? In der Aus- und Weiterbildung vermittle ich den Teilnehmern stets, dass das Schiedsrichtersein, eine Berufung darstellt. Schiedsrichter kann quasi jeder werden, doch ein dauerhaft erfolgreicher Schiedsrichter wird nur der sein, der bestimmte Persönlichkeitseigenschaften mitbringt und bereit ist, sich persönlich zu entwickeln. Dazu gehört aus meiner Sicht, die Bereitschaft sich sportlich als Leiter von Spielen betätigen zu wollen; Leistungsbereitschaft zu zeigen; selbstkritisch zu sein und Teamfähigkeit zu beweisen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Schiedsrichtertätigkeit, die eigene Persönlichkeitsentwicklung bis in das eigene Berufsleben fördert und jeder, der dieses Amt als Schiedsrichter ausübt, bereit sein muss, sich in Praxis und Theorie weiterzubilden und zu entwickeln. So wie auch Fußballer mit Niederlagen umgehen müssen, wird es für einen Schiedsrichter wichtig sein, Negativerlebnisse zu verarbeiten und gegebene Hilfe anzunehmen.

 

Wie funktioniert die Ausbildung zum Unparteiischen? Wann startet der nächste Kurs? Wer ist Kontaktmann?

Der Schiedsrichter-Anwärterlehrgang umfasst grundsätzlich die Ausbildung an drei Wochenenden. Hierbei werden Kenntnisse zu den 17 Fußballregeln, den Satzungen und Ordnungen der Fußballverbände sowie die Handhabung des DFBnets, inklusive des elektronischen Spielberichtsbogens vermittelt. Neben der Theorie ist der praktische Teil, u.a. mit Videoschulungen, ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Bei der Schiedsrichterabschlussprüfung hat jeder Teilnehmer insgesamt 30 vom Deutschen Fußball Bund vorgegebene Regelfragen zu beantworten. Der nächste Lehrgang wird am 04.03.2017 im Sportzentrum in Penzlin starten.

Als Verantwortlicher für die Ausbildung fungiert der Lehrwart des KFV Hans-Joachim Ladwig. Für den genannten Lehrgang melden sich bitte Interessierte, in Absprache mit dem eigenen Verein unter der Mailadresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch unter Tel. 0171/5291282 an.

 

Es gibt einen Förderkader für Schiedsrichter. Was hat dieser auf sich, wie funktioniert er und welches Ziel wird hier verfolgt?

Der Fördergruppenarbeit widmet der Schiedsrichter-Ausschuss des KFV eine besondere Bedeutung. Wir sind dabei in der guten Position mit den Sportfreunden Florian Bauer und Jan-Arne Seep zwei junge Landesschiedsrichter als Leiter der Fördergruppe gewonnen zu haben. Beide können ihre gewonnenen Erfahrungen aus den LFV-Weiterbildungen und den eigenen Spielleitungen unmittelbar im Kreisverband an die Talente vermitteln. Um in die Fördergruppe des KFV zu gelangen, müssen die ausgewählten, vorwiegend jungen Schiedsrichter über die bereits erwähnten Persönlichkeitseigenschaften sowie über Regelsicherheit verfügen und nicht zuletzt ein gutes Maß an Einsatzbereitschaft beweisen. In der Fördergruppe wird großer Wert auf den praktischen Teil gelegt, so werden u.a. die Spielleitungen der Fördergruppenmitglieder beobachtet und ausgewertet. Ziel der Fördergruppenarbeit ist es, die talentierten Sportfreunde als leistungsstarke Schiedsrichter für die anspruchsvollen Spielleitungen auf Kreis- und Landesebene vorzubereiten.

 

Viele Fußballspieler träumen von der Bundesliga. Was würden Sie meinen ist wahrscheinlicher: als Spieler auf dem Rasen zu landen oder als Schiedsrichter?

Im Herrenbereich ist die Wahrscheinlichkeit sicherlich höher als Spieler in der 1. Bundesliga zu landen. Auch wenn man als Fußballer viele Stationen durchlaufen muss, ist dies durch die hohe Zahl an Aktiven pro Mannschaft gegeben. Im Gegensatz zu den ca. 500 aktiven Profifußballern der 18 Mannschaften der 1. Fußballbundesliga sind derzeit nur 23 Schiedsrichter in der höchsten Spielklasse eingestuft. Schon hieraus erkennt man, dass es eine besondere Ehre und Würdigung für jeden Schiedsrichter ist, zu den Auserwählten in der obersten Profiklasse zu zählen. Man erwartet u.a. von einem Bundesliga-Schiedsrichter, dass er über eine besondere Persönlichkeitsausstrahlung verfügt, Kenntnisse zu mehreren Sprachen hat und Mediensicher auftritt. Bundesliga-Schiedsrichter zu sein, ist heute lukrativ, aber fordert einen steten Leistungsdruck standzuhalten. Nichtsdestotrotz sollte sich jeder Schiedsrichter realisierbare Ziele setzen, die nur in Ausnahmefällen die Bundesliga sein können!

 

Viele Vereine leiden unter Schiedsrichter-Mangel. Wie kann man dem entgegen wirken?

Leider stellen wir seit mehreren Jahren fest, dass sich die Zahl der aktiven Unparteiischen von Jahr zu Jahr reduziert. Unzufrieden sind wir ebenfalls mit der Tatsache, dass nur ein geringer Teil der ausgebildeten Referees, die vom Verband geforderte Mindestanzahl pro Spielzeit erfüllt. Damit wird der betroffene Schiedsrichter nicht auf das Kontingent des erforderlichen Schiedsrichtersolls seines Vereins angerechnet. Jeder Verein sollte sich hinterfragen, ob er tatsächlich alle ihm zu Verfügung stehenden Möglichkeiten bereits ausgeschöpft hat. Aus unserer Sicht sollte man sich bei der Auswahl der Anwärter dabei nicht nur auf sehr junge Sportfreunde konzentrieren. Für das Schiedsrichterwesen ist niemand zu alt!

Ebenso sollten vom Verein Sportkameraden angesprochen werden, die nur gelegentlich oder dauerhaft als Ersatzspieler zum Einsatz kommen. Man wird Sanktionen durch Sportgerichte, die sogar bis zum Zwangsabstieg der 1. Mannschaft führen können, vorbeugen, wenn man seine Schiedsrichter in das Vereinsleben einbezieht und nicht nur durch materielle Unterstützung anwirbt.

 

Was war ihr schönstes Erlebnis als Schiedsrichter?

Gemeinsam mit FIFA-Schiedsrichter Bastian Dankert und Zweitliga-Schiedsrichter Rene Rode erhielt ich die Gelegenheit als Assistent beim Vorbereitungsspiel der Bundeliga-Mannschaft von Hertha BSC gegen Energie Cottbus zu fungieren. Mir gefiel besonders, dass ich als vollwertiges Mitglied im Team aufgenommen wurde, wie die Kommunikation über Headset erfolgte und das Freistoßspray eingesetzt wurde. Ich möchte allerdings unterstreichen, dass für mich jede Spielansetzung reizvoll ist und anstrebe meine bestmögliche Leistung zu zeigen.